Biolytix AG

Witterswil

  1. Die Biolytix AG beschäftigt im Techologiezentrum Witterswil in mehreren Labors auf rund 700 Quadratmeter 25 Mitarbeitende.
  2. Die Biolytix AG beschäftigt im Techologiezentrum Witterswil in mehreren Labors auf rund 700 Quadratmeter 25 Mitarbeitende.
  3. Die Biolytix AG hat im Corona-Geschäft Fuss gefasst: «Wir haben rasch reagiert und intern eine Testmethode zur Erkennung von Covid-19-Viren entwickelt und realisiert», sagt Adrian Härri, Gründer des Unternehmens.
  4. Die Biolytix AG hat im Corona-Geschäft Fuss gefasst: «Wir haben rasch reagiert und intern eine Testmethode zur Erkennung von Covid-19-Viren entwickelt und realisiert», sagt Adrian Härri, Gründer des Unternehmens.

Die Analyse ist das Werkzeug der «Gen-Detektive»

Die im Technologiezentrum Witterswil angesiedelte Biolytix AG ist auf mikrobiologische und molekularbiologische Untersuchungen von Pflanzen und Lebensmitteln spezialisiert – die Corona-Pandemie hat mit der Analyse von Tests ein neues Geschäftsfeld eröffnet.

Vor 22 Jahren legte Adrian Härri zusammen mit drei Kollegen das Fundament für die Biolytix AG in Witterswil. Das Unternehmen ist spezialisiert auf mikrobiologische und molekularbiologische Analysen unter anderem von Tierfutter, Lebensmitteln oder Trinkwasser. «Wir haben mit einem Kleinstlabor und einem Büro auf dem Areal des Technologiezentrum Witterswil gestartet», blickt Härri zurück. Heute beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeitende, die in mehreren Labors auf rund 700 Quadratmeter Fläche Dienstleistungen für Behörden, Unternehmen und auch Privatpersonen erbringen. Der erwirtschaftete Jahresumsatz liegt aktuell bei rund 3 Millionen Franken.

Ein Start-up, geboren aus der Gen-Debatte

Damals – zur Gründungszeit – dominierte die Problemstellung um gentechnisch veränderte Organismen (GVO) die öffentliche Debatte. Härri war aktiv im Umfeld der Genschutz-Initiative. Das Thema blieb auch nach der Ablehnung der Volksinitiative aktuell. Der Bund führte eine Deklarationspflicht von 1 Prozent ein. Das heisst, wenn der Anteil an GVO in Produkten über dieser Grenze lag, musste das deklariert werden. Ein Jahr später setzte die EU die Grenze auf 0,9 Prozent fest. In der resultierenden starken Nachfrage nach einem Nachweis der umstrittenen Stoffe in Pflanzen und Lebensmitteln sah der gelernte Biologie-Laborant und studierte Molekularbiologe eine Geschäftsidee und gründete eben das Start-up Biolytix AG. «Sehr viele Produzenten von Futter- und Nahrungsmitteln waren auf die entsprechenden GVO-Nachweise angewiesen.»

Noch heute zählt der Bereich der GVO-Analytik zu den stärksten Standbeinen der Firma. Biolytix AG bietet Untersuchungen nach Spuren von gentechnisch veränderten Organismen an, etwa in Nahrungs- und Futtermitteln, in Tabak-, in Schnittblumen, in Zierpflanzen oder Saatgutproben, aber auch in anderen Produkten wie etwa Fasern und Textilien. Ebenfalls die Analyse von Nahrungsmitteln auf Allergene (etwa Gluten oder Erdnussproteine) ist ein starker Umsatztreiber. Stoffe also, welche Allergien bei Konsumenten verursachen können. Im dritten Bereich – Mikrobiologische Analysen – geht es um den Nachweis von Bakterien, Pilzen und Viren in Lebens- und Futtermitteln oder um Legionellen im Wasser. Die Dienstleistungspalette umfasst auch die Analyse von Zecken auf Borrelien DNA. Im Gegensatz zur Meningoenzephalitis gebe es gegen die Borreliose keine Schutzimpfung, erläutert Adrian Härri. «Deshalb bieten wir auch für Privatpersonen die entsprechende Analyse an, damit bei einem positiven Befund allenfalls eine Therapie erfolgen kann.»

Corona als neues Geschäftsfeld

Insgesamt hat das Unternehmen in den Labors in Witterswil seit der Firmengründung weit über eine Million Proben analysiert. Und seit diesem Jahr wird deren Anzahl weiter stark ansteigen. Die Corona-Pandemie nämlich beschäftigt das Labor überdurchschnittlich. «Wir haben rasch reagiert und intern eine Testmethode zur Erkennung von Covid-19-Viren entwickelt und realisiert», sagt Härri. Man analysiere täglich zwischen 200 und 500 Proben für andere Labors und auch als externer Dienstleister für Grossfirmen wie etwa Roche oder Novartis. «Wir können die Test-Ergebnisse innert vier bis fünf Stunden liefern. Das ermöglicht den Firmen rasch zu reagieren und exakt festzulegen, wer in Quarantäne muss – ohne gleich ganze Abteilungen lahmzulegen.» Um die Nachfrage bewältigen zu können, habe man jüngst in die Anschaffung von Robotern investiert, welche die Tests fast vollautomatisch durchführen.

Auch bei den jüngst auf den Markt gekommenen Schnell-Covid-19-Test mischt die Biolytix AG mit. «Wir haben vom Kanton Baselland den Auftrag erhalten, in Muttenz ein Labor für die Bevölkerung einzurichten und zu betreiben.» Man sei mit eigenem Personal vor Ort, denn entscheidend für die Test-Qualität sei die korrekte Durchführung der Analysen. Das Labor sei bereits erfolgreich in Betrieb. Zudem teste man in Witterswil im Auftrag von Importeuren auch Corona-Schutzmasken unter anderem auf Sterilität, Durchlässigkeit und Reissfestigkeit.  Das Unternehmen blickt bereits nach vorne. «Wir werden in der Lage sein, dereinst geimpfte Personen zu untersuchen, ob sich nach vier bis sechs Wochen Antikörper gebildet haben oder nicht.»

Auch im Ausland erfolgreich unterwegs

Als «kleineres Unternehmen» in der Branche sei man für die Zukunft gut gerüstet. «Wir sind hochspezialisiert auf die Bereiche molekularbiologische und mikrobiologische Analysen und sehen uns als Nischenplayer», sagt Härri. Dank der hohen Qualität und Zuverlässigkeit der erbrachten Dienstleistungen könne man trotz des vergleichbaren teuren Standortes Schweiz sogar im Ausland reüssieren. Inzwischen liege der umsatzmässige Exportanteil bei rund 40 Prozent. Die Aufträge kämen derzeit aus weltweit über 40 Ländern.

Das Unternehmen werde auch künftig dem Standort Witterswil treu bleiben. Die Nähe zu Forschung und Entwicklung in der Basler Pharma- und Chemiebranche sei ein grosser Vorteil, nicht nur beim wissenschaftlichen Austausch, sondern auch bei der Rekrutierung des benötigten Fachpersonals. Zudem sei man im Technologiezentrum Witterswil gut aufgehoben. «Zwar ist die ursprünglich im TZW angesiedelte Life Sciences nicht mehr stark vertreten, aber wir sind in einem internationalen Umfeld tätig.» Um für die Herausforderungen gewappnet zu sein, werde man auch künftig viel in modernste Gerätschaften und Anlagen investieren. Bislang belaufe sich das Investitionsvolumen auf gegen zwei Millionen Franken. Das Unternehmen befindet sich derzeit in den Händen von 17 Aktionären, alle aus dem Bereich «Family and Friends», sagt Härri lachend. Ein Kränzchen windet Härri der Solothurner Wirtschaftsförderung. «Der Kanton hat uns bei der Firmengründung unkompliziert und rasch unterstützt – auch in schwierigen Phasen bei der Geschäftsentwicklung.»

Text: Franz Schaible (im Auftrag der Wirtschaftsförderung), November 2020