Arjo Switzerland AG, Hägendorf

Im Einsatz für Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Der Kanton Solothurn ist ein Hotspot für die Medizinaltechnik-Industrie. Globale Anbieter produzieren auf dem hiesigen Werkplatz Medtechprodukte, vom Hüftgelenk über Operationswerkzeuge bis hin zu feinsten Injektionsnadeln. Zahllose Zulieferer aus der Präzisionsindustrie haben sich hier niedergelassen. Und Dienstleister. Zum Beispiel die Arjo Switzerland AG in Hägendorf. Das schwedische Unternehmen beliefert von ihrer Niederlassung von Hägendorf aus Alters- und Pflegeheime, Spitäler und Private in der ganzen Schweiz mit Hilfsmitteln und Dienstleistungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

«In der breiten Öffentlichkeit kennt uns kaum jemand, aber in der Branche sind wir sehr, sehr bekannt», sagt Rolf-Dieter Schöntag, Verkaufsdirektor der Arjo Switzerland AG in Hägendorf. Das 1957 in Schweden gegründete Unternehmen gehört inzwischen zu den Grossen in der Branche für Hilfsmittel für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Die Produkte-Palette reicht von Betten für das Krankenhaus und für die Intensivpflege, Boden- und Deckenlifter für die Patienten, Steh- und Aufrichthilfen, Duschsysteme und Badehilfen bis hin zu Reinigungs- und Desinfektionsgeräte für Töpfe, Steckbecken und Urinflaschen. Hinzu kommen zahlreiche Dienstleistungsangebote. Die Marktstellung umschreibt Schöntag so: «Wir sind in unseren Nischenmärkten global und auch in der Schweiz jeweils die Nummer eins oder zwei.»

Optimaler Standort im Gäu

In der Schweiz ist das Unternehmen bereits seit 1967 vertreten. Damals wurden die Produkte über die Firma SIC in Basel, ein Händler von medizinischen Produkten,  vertrieben. 1994 hat Arjo die SIC übernommen und 2011 erfolgte der Umzug an den heutigen Sitz in Hägendorf. Für den Wechsel ins Untergäu seien die zentrale Lage und die sehr gute Verkehrsanbindung entscheidend gewesen, erläutert Schöntag, der seit 29 Jahren für den Arjo-Konzern arbeitet und seit acht Jahren den Hauptsitz in der Schweiz leitet. Für den Kanton Solothurn habe aber auch die hohe Dichte an Firmen der Medizinaltechnik und damit das vorhandene Branchen-Know-how gesprochen. Das sei auch ein Pluspunkt für die Rekrutierung von Mitarbeitenden mit dem nötigen Fachwissen.

In Hägendorf ist die Schweizer Zentrale des schwedischen Konzerns angesiedelt. «Wir produzieren hier aber keine Produkte, sondern wir sind ein Distributor und bieten unseren Kunden einen umfassenden Service und viele Dienstleistungen», so der 54-jährige Vertriebsdirektor. Die Arjo-Produkte werden in Schweden, in Polen und in China gefertigt. Für den hiesigen Vertrieb unterhält Arjo Depots in Reiden LU (dort ist auch ein neugebautes Cleaningcenter aktiv), in Zürich, in Nyon, in Villeneuve sowie im Tessin. Der nebst dem Verkauf betriebene Mietservice werde täglich rund um die Uhr angeboten. Wenn ein Spital beispielsweise dringend ein Spezialbett brauche, werde es ohne Verzug ausgeliefert. Insgesamt beschäftigt Arjo in der Schweiz 54 Mitarbeitende, davon 12 in Hägendorf.

Schweiz ist wichtiger Markt

Die belieferten Kunden seien primär Alters- und Pflegeheime, Spitäler sowie zu einem kleineren Teil auch Private. Man richte sich vorwiegend auf eine professionelle Nachfrage aus, das heisst für den Einsatz im stationären Bereich. Denn für den Einsatz im Privatbereich seien die Hilfsmittel vielfach zu teuer. «Unser Ziel ist es in jedem Fall, die Pflege und die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit eingeschränkter Mobilität und altersbedingten Gesundheitsproblemen zu verbessern und zu optimieren.» Aufgrund der demografischen Entwicklung nehme der Bedarf an solchen Hilfsmitteln stetig zu. Man könne von einem Wachstumsmarkt sprechen. So nehme der Umsatz aus dem Verkauf und der Vermietung der Hilfsmittel kontinuierlich zu. Die Schweiz sei für Arjo ein wichtiger Markt. «Gemessen am Umsatz pro Einwohner liegt die Schweiz innerhalb des Konzerns auf dem dritten Platz», so Schöntag.

Entscheidend für den Erfolg sei aber die Innovation, welche vom schwedischen Konzern seit der Gründung stark gefördert werde. So habe Arjo bereits 1972 die erste höhenverstellbare Badewanne auf den Markt gebracht. Ebenso entwickelte Arjo die ersten Aufsteh- und Aufrichthilfen sowie Patientenlifte. Zusätzlich legen die Schweden ein Schwergewicht auf «Spezialitäten», so etwa Betten für bariatrische Patienten (schwer übergewichtig), Liegen mit Schaukelfunktion und Musik für Demenzkranke, Spezialmatratzen mit Wechseldrucksystemen im Einsatz gegen das Wundliegen oder höhenverstellbare Toiletten. Der Arjo-Konzern – der Name ist abgeleitet von den beiden Anfangsbuchstaben des Firmengründers Arne Johansson – erwirtschaftet heute mit über 6000 Mitarbeitenden weltweit einen Umsatz von rund 1 Milliarde Franken und ist in über 100 Ländern aktiv.

Text: Franz Schaible (im Auftrag der Wirtschaftsförderung), Januar 2020