Meag AG, Gretzenbach
«Wir sind ein Traditionsunternehmen mit langen partnerschaftlichen Beziehungen – das schafft Widerstandsfähigkeit und Kontinuität.»
Digital, resilient und spezialisiert – und dennoch traditionell. Die Meag AG mit Sitz im Solothurnischen Gretzenbach feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Ihre Tätigkeit ist in unserem Kanton alles andere als unbekannt und sie beliefert grosse und bekannte Unternehmen in der ganzen Schweiz. Die Meag AG spezialisiert sich auf die Fertigung von Zulieferteilen für die gesamte Maschinenbauindustrie.
Ein erfolgreiches Unternehmen über mehrere Jahrzehnte mit rund 100 Mitarbeitern im Kanton Solothurn, das unter anderem die SBB AG beliefert, muss doch bestimmt über Endprodukte verfügen, die man vom Namen her kennt? Nun, die Meag AG selbst ist nicht auf die Erstellung von eigenen Produkten spezialisiert – sie versteht sich als reiner Zulieferer und beschäftigt sich ausschliesslich mit der hochpräzisierten Erzeugung von zerspanten und geschweissten Teilen, welche anschliessend für den Maschinenbau in diversen Branchen verwendet werden.
Kleinteile von wenigen Millimetern bis hin zu schwergewichtigen Grossteilen; vom Einzelteil bis zur Grossserie; von der Teilfertigung bis zur Montage. Die Meag AG bietet die komplette Palette. Viele Branchen und Industrien des Maschinenbaus zählen auf die Dienstleistungen und die Fertigungen aus dem Werk in Gretzenbach – unter anderem die Textil-, Verpackungs-, Druck und Papier-, Pharma- und die Chemieindustrie. Die gefertigten Teile der Meag AG gehen in jeden Winkel der Schweiz. Es werden also die «Locals» beliefert, im Export ist das Unternehmen nur marginal tätig.
Die Meag AG weist auch einen starken Bezug zum Kanton Solothurn aus und profitiert seit jeher von einigen guten Rahmenbedingungen des Kantons. Früher sei es wohl primär die städtische Nähe zu Olten und Aarau gewesen, welche optimal für das Recruiting von qualifiziertem Personal gewesen sei, so Thomas Gretler, Mitglied der Geschäftsleitung und Verantwortlicher für Infrastruktur, IT und Marketing. Heute ist es mitunter die Nähe zu vielen Kunden und Partnern, welche geografisch ideal gelegen sind sowie die gut funktionierende Logistik in der Region. Viele der Mitarbeiter kämen aus dem Kanton Solothurn und Aargau – es sind aber auch einige Grenzgänger aus Deutschland beschäftigt, welche den Arbeitsort ebenfalls aufgrund der guten Verkehrsanbindung schätzen. Der Standort in Gretzenbach ermöglich es, hochqualifiziertes Fachpersonal ideal und schnell zu rekrutieren.
Die Meag AG als Unternehmen und Arbeitgeberin präsentiert sich überaus modern, digital und effizient: Von allen Mitarbeitern sind über 90% im operativen Geschäft an den produzierenden Maschinen tätig; die meisten führen mehrere unterschiedliche Funktionen aus; es bestehen flache Hierarchien; das komplette Geschäft ist digitalisiert und die dadurch frei gewordene Manpower wird in anderer Form weiterverwendet; das aktuelle Kundenbedürfnis wird cloudbasiert erkannt, ausgewertet und umgesetzt; es wird laufend in die erweiterte Automatisierung und Erneuerung von Maschinen und Gerätschaften investiert. Trotz konstanter Investitionen auch in die Cyber-Security und die moderne Arbeitsweise, sei die Meag AG weitestgehend unabhängig vom Internet. Gretler meint, selbst wenn man das Internet einfach «ausziehen» würde, könnte problemlos weiterproduziert werden.
Die Meag AG verfügt über ein breites Netzwerk an Partnern und Kunden, welche bereits seit Jahrzehnten bestehen. Man sei auch nicht zwingend jedes Jahr auf neue Kunden oder Partner angewiesen und die Branchendiversität der belieferten Kunden trage einen nicht unwesentlichen Teil zur Unabhängigkeit des Unternehmens bei. Auf diese Tradition ist das Unternehmen stolz. Gerade diese Verbindung zwischen traditionellen und über mehrere Jahre erfolgreichen Werte mit den neuen Technologien und automatisierten Arbeitsprozessen scheint es zu sein, was die Meag AG krisenresistent und resilient macht. Auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten und internationalen Krisen. Dass man nicht abhängig von einzelnen oder neuen Kunden und Branchen sei, ist mitunter ein Grund, dass die Meag AG auch beispielsweise die Corona-Pandemie wirtschaftlich gut überstanden habe. Wäre dies vielleicht ein bewährter Ansatz, den es für andere Unternehmen ebenfalls zu verfolgen lohnte?
Zu diesen langjährigen Partnern und Lieferanten zählen aus dem Kanton Solothurn unter anderem die Prometall Handel AG für Bunt- und Leichtmetallhalbfabrikate in Kestenholz; die Leuta Korrosionsschutz AG in Gretzenbach; die Hug Oberflächentechnik AG für die Oberflächenbehandlung in Wolfwil, sowie das Industrielackierwerk der Brönnimann AG in Derendingen. Bei diesen und weiteren Partnern und Lieferanten aus der Schweiz wird das Rohmaterial und weitere Bearbeitungen eingekauft, bevor es bei der Meag AG in Gretzenbach verarbeitet wird. Ein einfaches Beispiel, wie die Wertschöpfung im Kanton Solothurn ablaufen kann: Ein Kunde benötigt einen Maschinenständer, die Meag AG kauft das entsprechende Rohmaterial – unter anderem eben bei einigen Solothurner Anbietern – ein und das Material wird vorbearbeitet, zusammengeschweisst, oberflächenbehandelt und endbearbeitet. Das fertige Maschinenteil geht anschliessend weiter an den Endkunden, welcher dieses anschliessend für den Maschinenbau weiterverwendet.
Die Kundenseite der Meag AG reicht von regional bekannten Unternehmen wie die Studer Cables, als Experte in der internationalen Kabelindustrie in Däniken, bis hin zur Schweizerischen Bundesbahn, der SBB AG. Viele Endprodukte, welche wir als Konsumenten kennen, sind zwar nicht direkt «Meag AG», das Unternehmen aus Gretzenbach hat aber möglicherweise einen nicht unbeachtlichen technischen Teil zu dessen Fertigung beigetragen.
Mit der durch die Digitalisierung und Automatisierung gewonnenen Effizienz und dem Nachhaltigkeitsbewusstsein der Meag AG (einige anstehende oder bereits realisierte Projekte zur energetischen Sanierung, Photovoltaik etc.) rüstet sich das Unternehmen auch für die Zukunft. Früher habe man kaum daran geglaubt, dass ein Geschäft im Maschinenbau in der Zukunft noch funktionieren würde, so Gretler. Doch trotz Fachkräftemangel und Digitalisierung läuft das Geschäft und die modernen Technologien erweisen sich einmal mehr als Chance, denn als Gefahr. Was früher noch Wochen gedauert habe, beispielsweise in der Erstellung und Bearbeitung von Offerten, werde heute in einigen wenigen Stunden abgewickelt. Selbst im Bereich des Maschinenbaus des 21. Jahrhunderts.
Text: Philipp Eng (im Auftrag der Standortförderung), Juli 2022