Synergy Health Däniken AG, Däniken

Mit Röntgenstrahlen gegen Bakterien

Die Synergy Health Däniken AG ist als Dienstleister für Medizinaltechnikfirmen tätig. Auf zwei industriellen Anlagen werden Produkte von Implantaten bis hin zu Spritzen „gereinigt“. Die Tochter des US-Konzerns STERIS profitiert von der hohen Dichte an Produzenten der MedTech-branche im Kanton Solothurn.

Im Kanton Solothurn ist die Medizinaltechnikbranche stark verankert. Rund zwölf Prozent aller Schweizer MedTech-Jobs sind im Kanton angesiedelt, die über 90 Unternehmen an rund 35 Standorten erwirtschaften einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Franken. Dabei handelt es sich mehrheitlich um produzierende Firmen, die von Implantaten über Spritzen bis hin zu chirurgischen Instrumenten hochpräzise Produkte fertigen.

Aber auch Dienstleister für die boomende Branche sind am Jurasüdfuss tätig. Eine davon ist die Synergy Health Däniken AG, welche seit 2015 zum US-amerikanischen Konzern STERIS gehört. «Wir profitieren mit unserem Standort von der geografischen Nähe und der hohen Dichte an Produzenten und Zulieferern der MedTech-Branche», sagt Hans Hartmann, Geschäftsführer des Däniker Unternehmens. So figurieren denn auch alle im Solothurnischen oder in Nachbarregionen angesiedelten grossen Firmen wie DePuy Synthes, Mathys, Stryker, Straumann, oder Ypsomed auf der Kundenliste der Synergy Health Däniken AG. Der Exportanteil in diesem globalen Geschäft liegt bei etwa 50 Prozent. «Unser Hauptmarkt ist derzeit die Schweiz.» Ein weiterer Pluspunkt sei die sehr zentrale Lage und die damit verbundene hervorragende Erreichbarkeit.

Vollautomatisierte Sterilisationsanlagen

In Däniken sind zwei industrielle Anlagen in Betrieb, welche – einfach ausgedrückt – wie eine Gepäckkontrollanlage auf dem Flughafen funktionieren, erklärt Hartmann auf dem Rundgang lachend. Aber alles ist natürlich viel komplexer. «Wir bestrahlen mit je einer Gamma- und einer Röntgenanlage die Produkte, um Bakterien abzutöten.» Die Strahlen sind so intensiv, dass die Implantate, Spritzen und so weiter durch die Originalverpackungen hindurch «gereinigt» werden. Das heisst, der Kunde liefert die Ware feinsäuberlich verpackt auf Paletten an, diese werden dann vollautomatisch durch die Sterilisationsanlagen geführt. Rund 45 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Bearbeitung von Implantaten, 25 Prozent auf pharmazeutische Produkte und/oder Verpackungsmaterial wie Tuben, Flaschen oder Spritzen. Die restlichen 30 Prozent erwirtschaftet das Unternehmen mit der Entkeimung von Labor-Produkten und technischen Artikeln.

Entwicklung «inhouse»

1991 erfolgte in Däniken die Inbetriebnahme der Gamma-Anlage, 2011 folgte der Start mit der Röntgenanlage. «Es handelte sich dabei um die weltweit erste industriell genutzte Röntgen-Sterilisationsanlage. Sie wurde komplett ‹inhouse› entwickelt», hält Hartmann nicht ohne Stolz fest. Im Gegensatz zur Methode mit Gamma-Strahlen komme beim Röntgen kein radioaktives Kobalt zum Einsatz und liefere erst noch bessere Ergebnisse. Deshalb werde diese Methode auch ausgebaut und STERIS plane, diese Technologie in Europa auszurollen.

Insgesamt betreibe STERIS 56 Sterilisationsanlagen in 16 Ländern. Der Konzern sei mit über 12'000 Angestellten und einem Umsatz von 2,7 Milliarden US-Dollar weltweit die Nummer eins im Bereich Sterilisation von medizinischen und pharmazeutischen Produkten. Der Standort Däniken könne trotz höheren Lohn- und Betriebskosten im internen Wettbewerb mithalten. «Unsere Stärken sind die ausgereiften Technologien und Prozesse sowie der höchstmögliche Automationsgrad.» Man sei technologisch an der Weltspitze. «Präzision, Qualität und Zuverlässigkeit sind unsere Standortvorteile», hält der studierte Chemiker fest. Deshalb sei der Standort Däniken innerhalb des Konzerns nicht in Frage gestellt. Und er muss es wissen, ist er doch als Regionaldirektor auch noch verantwortlich für fünf weitere STERIS-Niederlassungen in Deutschland, in Tschechien und in der Slowakei.

Stetiges Wachstum

Konkrete Umsatzzahlen nennt der 61-jährige Geschäftsführer keine. Nur soviel: «Er liegt im zweistelligen Millionenbereich und wir sind in den vergangenen Jahren stetig um jährlich rund zehn Prozent gewachsen.» Derzeit arbeiten 36 Angestellte am Standort Däniken.

Gewachsen ist die heutige STERIS-Tochter aus der Kabelfirma Studer in Däniken. Nach mehreren Bereichsaufteilungen und der Übernahme durch die deutsche Leoni-Gruppe hat das britische Unternehmen Synergy Health 2012 die damalige Leoni Studer Hard AG übernommen und sich auf den Bereich Sterilisation von medizinischen und pharmazeutischen Produkten konzentriert. 2015 erfolgte dann die Übernahme von Synergy Health durch STERIS. «Wir haben dank der Integration in das globale Netzwerk des US-Konzerns profitiert. Die Auslastung der Anlagen in Däniken konnte verbessert werden», sagt Hans Hartmann, der seit 1984 die Geschicke des Sterilisationsspezialisten leitet.

Text: Franz Schaible (im Auftrag der Wirtschaftsförderung), Juli 2018