Zaugg Maschinenbau AG, Schönenwerd
Fertigungsanlagen – zugeschnitten auf die Kundenbedürfnisse
Nur noch die historischen Deckenkräne erinnern in den Produktionshallen der Zaugg Maschinenbau AG in Schönenwerd an die «alten Zeiten». In der ehemaligen Gummifabrik der legendären Bally-Schuhfabrik werden heute Hightech-Spezialanlagen für die automatisierte Fertigung gebaut, die fast weltweit im Einsatz stehen.
Das Unternehmen wurde 1995 gegründet. «Wir starteten sehr bescheiden. Das Büro war zu Hause eingerichtet, die kleine Werkstatt im Bally-Areal eingemietet», blickt Firmengründer Toni Zaugg zurück. Er, der zuvor Mitinhaber eines Konstruktionsbüros war, machte sich damals als 40-Jähriger selbstständig. «Zu Beginn beschäftigte ich einen Mitarbeiter, geplant war ein späterer Ausbau auf fünf Angestellte.» Gekommen ist es anders. Heute, 24 Jahre nach der Gründung, zählt das Familienunternehmen knapp 60 Beschäftigte, die einen Umsatz von rund 11 Millionen Franken erwirtschaften.
Bürgschaften als Fundament
Doch der Anfang war nicht einfach und vor allem auch ein finanzielles Abenteuer. «Die Banken haben unsere Kreditanfragen für Investitionen in die Infrastruktur abschlägig beantwortet», berichtet der Firmenchef. Viele Geldinstitute würden sich zwar als «Bank der KMU» bezeichnen, aber die Realität sehe anders aus. In die Bresche sprang die Bürgschaftsgenossenschaft Mitte (siehe unten). Nur dank den bewilligten Bürgschaften – abgesichert mit Lebens- und Todesfallversicherungen – habe man schliesslich mehrere Bankkredite erhalten. «Ohne die BG Mitte gäbe es die Firma Zaugg Maschinenbau AG heute nicht», widmet der Patron der Organisation ein Kränzchen.
Die Firma hat sich von Beginn weg auf kundenspezifische Automationslösungen im Spezialanlagenbau konzentriert. «Dort, wo Arbeitsabläufe automatisiert werden sollen, kommt unsere Kernkompetenz zum Tragen», sagt Zaugg. Er spricht von einer «Alles-aus-einer-Hand-Umsetzung». Die Schönenwerder entwerfen, entwickeln, konstruieren, bauen und montieren die Sondermaschinen und Steuerungen inhouse, zugeschnitten auf die Bedürfnisse des Kunden und dessen Produkte. «Nur so können wir als Maschinenbauer auf dem Werkplatz Schweiz bestehen», ergänzt Patrik Baumann, der seit zwei Jahren das Unternehmen als CEO leitet. «Wir machen alles – ausser Standardmaschinen.» Mit «08.15-Maschinen» hätte man gegenüber der internationalen Konkurrenz kaum eine Chance. Diese Spezialisierung sei aber nur dank dem motivierten Personal und deren technischem Know-how möglich. «Die Belegschaft ist unser Tresor.» Dabei nimmt das Unternehmen auch seine Verantwortung als sozialer Arbeitgeber wahr. Man beschäftige mehrere Menschen mit einer Beeinträchtigung. «Die Wiedereingliederung gehört quasi zur Philosophie unserer Firma», so Zaugg.
Einsatz in der Industrieautomation
Die Anlagen kommen generell in der Industrieautomation – von der Verpackung, Stappelung bis hin zur Konfektionierung – zum Einsatz. Die Palette reicht von einfachen Handautomaten bis zu komplexen Produktionstrassen. Jährlich werden in Schönenwerd durchschnittlich rund 20 Projekte abgewickelt. Die Geschäftsentwicklung bezeichnet CEO Baumann als sehr gut. Die Auftragsbücher sind für 2020 und teilweise für 2021 bereits gut gefüllt. Nicht zuletzt auch dank der Diversifikation. Stark sei man besonders im Medtech-, Pharma-, Food- und Elektronikbereich. Nicht zum Kundensegment zählt bewusst die Autoindustrie. «Zum Glück», sagt Toni Zaugg, «dieser Markt ist äusserst hart und die Lieferanten sind dem Diktat der Autobauer ausgeliefert»“ Der Exportanteil liegt derzeit bei 70 Prozent.
Der Erfolg des Unternehmens blieb nicht unentdeckt. So war die Firma für den diesjährigen «Prix SVC Nordschweiz» nominiert. Die Auszeichnung des Swiss Venture Club wird jeweils an Firmen aus der Region vergeben, welche über eine hohe Innovationskraft verfügen und sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzen. Auch intern steht ein Meilenstein an. Im kommenden Jahr wird der 37-jährige Patrik Baumann die Firma vom Firmengründer übernehmen. Gleichzeitig wird sich der 64-jährige Toni Zaugg aus dem Unternehmen zurückziehen.
Text: Franz Schaible (im Auftrag der Wirtschaftsförderung), November 2019